Es gibt Menschen, die anscheinend kein Problem mit Selbstdisziplin haben. Die früh aufstehen und Sport treiben. Die sich gut ernähren und die Finger von Alkohol und Zigaretten lassen. Die Schule und Uni mit links bewältigen und auf der Karriereleiter rasch nach oben klettern. Andere blicken neidisch auf diese „Superhelden“ und überlegen: Kann ich das auch?
Die Antwort ist komplizierter als viele Ratgeber glauben machen wollen. Zum einen entpuppt sich mancher Held bei näherer Betrachtung als recht trauriger Mensch, der nur eine schöne Fassade aufrecht zu erhalten versteht. Er tut das „Richtige“, weil er tatsächliche oder eingebildete Erwartungen erfüllt, nicht weil er seinem Willen folgt. Zum anderen gibt es Methoden der Selbstdisziplinierung. Dazu später mehr. Aber diese Methoden anzuwenden, ist nur dann sinnvoll, wenn das Ziel stimmt.
Selbstdisziplin beginnt mit dem Wozu, nicht mit dem Wie
Der Wille stiftet den Sinn der Selbstdisziplinierung. Er beantwortet die Frage, warum und für welches Ziel ich mich anstrengen soll. Aber nicht jeder Mensch weiß, was er will.
Um den eigenen Willen zu spüren, bedarf es innerer Freiheit. Frei ist ein Mensch dann, wenn er fühlt, was ihm Spaß macht. Wenn er erkennt, welche Tätigkeiten und Ziele Sinn stiften. Wenn er angesichts von Herausforderungen Lust hat, sie zu meistern. Wer seinem wahren Willen folgt, braucht keine zusätzliche Motivation. Richtung und die notwendige Energie kommen aus ihm selbst und lassen ihn alle Widerstände überwinden.
Aber viele Menschen führen kein freies und selbstbestimmtes Leben. Andere geben den Takt an: Eltern, Verwandte, Freunde, Bekannte, Nachbarn, Meinungsmacher in den Medien etc. Auch so ein Leben kann, von außen betrachtet, erfolgreich sein. Wie die Tochter, die den Wunsch der Eltern erfüllt, den Familienbetrieb weiterzuführen, obwohl sie selbst viel lieber einen anderen Beruf ergriffen hätte. Das ist nicht falsch – ganz und gar nicht. Menschen sind soziale Wesen. Wir alle müssen auch die Wünsche unserer Umgebung berücksichtigen und Kompromisse schließen. Um beim Beispiel zu bleiben: Diese Frau könnte werktags das Familienunternehmen leiten und ihrer eigentlichen Leidenschaft in ihrer Freizeit nachgehen.
Richtig unglücklich sind Menschen ohne Zugang zum eigenen Willen. Sie spüren nicht, was ihnen Freude macht. Oder sie sehen keinen Sinn in ihrem Leben. Diese Menschen brauchen keine Disziplinübungen. Sie brauchen zuerst einen Guide, der sie bei der Suche nach dem wahren Willen begleitet.
5 Tipps für mehr Selbstdisziplin
Selbst wer weiß, was er will, und die Kraft verspürt, seinem Willen nachzugehen, kann stolpern. Dazu ein paar Tipps:
- Mache es Dir einfach. Nimm Dir ein Ziel nach dem anderen vor. Unterteile den Weg zum Ziel in Etappen. Beispielsweise solltest Du beim Sport sachte anfangen und Dich nach und nach steigern. Oder beim Lernen: Nimm den Lernstoff in kleinen Häppchen auf, anstatt zu versuchen, den ganzen Wissensbrei auf einmal „hinunterzuwürgen“. Je weniger Überforderung, desto weniger Frust.
- Bringe Dinge zu Ende. Unerledigte Aufgaben belasten das Gewissen und blockieren den Geist. Eine Aufgabe abzuhaken ist hingegen sehr befriedigend und gut fürs Selbstbewusstsein. Disziplin bedeutet also nicht nur zu wissen, was man noch zu tun hat, sondern auch, welche Dinge man lieber erst gar nicht anfängt, weil man sie ohnehin nicht wirklich zu Ende bringen möchte.
- Suche Dir Gleichgesinnte. Ein Ziel zu verfolgen ist gut. Gemeinsam mit anderen das gleiche Ziel zu verfolgen ist noch besser. Alleine joggen macht fit und gesund. Mit anderen zusammen zu joggen macht auch fit und gesund. Zusätzlich unterhält man sich nett, schafft gemeinsame Erinnerungen und bestärkt sich gegenseitig. Das gleiche Prinzip gilt auch fürs Lernen und Arbeiten.
- Reduziere den Einfluss Deines Smartphones. Diese elektronischen Ablenkungsmaschinen piepen, bimmeln und vibrieren ununterbrochen. Bei allem Nutzen nehmen sie unsere Aufmerksamkeit ständig in Beschlag und lassen uns zumindest vorübergehend vergessen, was wir eigentlich tun wollen. Reduziere Funktionen und Benachrichtigungen. Schalte das Gerät auch mal aus oder nimmt es gar nicht erst mit – das hilft.
- Nimm Rücksicht auf Dich. Renne keinen Illusionen von Perfektion nach. Mache nicht zu viele Baustellen gleichzeitig auf. Lege nach Anstrengungen Pausen ein. Gönne Dir Belohnungen. Höre auf Dein Inneres, wenn Du Dich ausnahmsweise schwach und lustlos fühlst. Möglicherweise hast Du Dich überanstrengt. Oder Du brütest eine Erkältung aus. Sei nachsichtig mit Dir selbst.
Das Thema Selbstdisziplin hat so viele Facetten – nicht alle passen in einen kleinen Blogartikel. Wie man in Kontakt zu seinem wahren Willen kommt, ist keine ganz triviale Angelegenheit. (Michael Ende hat diesem Thema mit der „Unendlichen Geschichte“ ein sehr lesenswertes Buch gewidmet.) Aber auch den inneren Schweinehund zu besiegen und endlich Sport zu treiben, kann ganz schön schwierig sein.
Vielleicht hast Du ja Interesse daran, über Deinen Mangel an Selbstdisziplin zu sprechen. Wenn ja, dann melde Dich gerne bei mir für ein kostenfreies erstes Beratungsgespräch.