Eine Krise als Chance begreifen – geht das überhaupt? Ja! Es gibt tatsächlich Methoden, die es Betroffenen erlauben, sich von einem traumatisierenden Schock zu erholen und ihr Leben gestärkt fortzusetzen. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie das gelingen kann.
Das Wort Krise stammt vom griechischen krísis, was u. a. „Entscheidung“ bedeutet. Genau das ist eine Krise im Kern: die Notwendigkeit, in einer Situation, in der ein Weiter-so nicht mehr möglich ist, eine Entscheidung zu treffen und damit dem eigenen Leben bewusst eine neue Richtung zu geben.
Krisenauslöser gibt es viele. Der Verlust des Arbeitsplatzes. Das Ende einer Partnerschaft. Die Diagnose einer ernsten Krankheit. Die Erfahrung von Gewalt. Der plötzliche Tod eines geliebten Menschen. Solche Erlebnisse können schockieren und traumatisieren, je nachdem, was für ein Typ Du bist.
Aber auch wenn die Auslöser individuell sind, gehört eines zum Wesen jeder Krise: Betroffene wissen nicht, wie es weitergeht. Das heißt: Ihre erlernten und eingeübten Methoden zur Bewältigung von Problemen greifen nicht. Gewohnheiten und Routinen stehen auf einmal in Frage. Einerseits verunsichert das. Andererseits liegt genau darin die Chance.
Die Chance beginnt mit diesem einfachen Gedanken: Alles könnte anders sein. Eine andere Ernährung. Ein anderer Job. Eine andere Wohnung. Ein anderer Wohnort. Ein anderer Partner. Ein anderer Tagesablauf. Ein anderer Lebenszweck. Die Türen zu neuen Möglichkeiten stehen offen.
Es gibt Menschen, die Veränderungen als spannende Gelegenheit begreifen. Der Gedanke, dass Brüche Chancen für neue Erfahrungen sind, ist ihnen vertraut. Ihre innere Zuversicht sorgt dafür, dass sie sich nach dem Schock schnell wieder fangen, veränderte Gegebenheiten akzeptieren und ihr neues Leben aktiv gestalten. Sie sind resilient, sagt die Psychologie.
Aber es gibt auch Menschen, die die Angst vor Veränderungen haben. Sie fühlen sich von unerwarteten Problemen bedroht, vielleicht auch überfordert. Manche reagieren mit Zorn, schlagen wild um sich, beschuldigen Gott und die Welt oder sogar sich selbst. Andere erstarren wie Rehe im Scheinwerferlicht, fühlen sich schwach und unentschlossen. Sie ziehen den Kopf ein und hoffen darauf, dass sich das Problem wie ein Gewitter von alleine verzieht.
Zum Glück gibt es bessere und ganz konkrete Methoden, wie man aus einer Krise in eine Phase posttraumatischen Wachstums überleitet. Oder anders gesagt: Wie Du aus einer Krise eine Chance machst.
5 Schritte, um eine Krise in eine Chance zu verwandeln
Wer eine Krise bewältigt, gewinnt an geistig-seelischer Reife und wird stärker. So ähnlich wie man Muskeln ja nicht vom Herumsitzen bekommt, sondern von Sport. Und so wie man Sport planen kann, kann man auch den Weg aus der Krise abstecken.
- Schritt 1: Gefühle akzeptieren. Du steckst in einer Krise und fühlst Dich schlecht. Das ist ganz natürlich und daher nicht zu kritisieren, weder durch andere noch durch Dich selbst. Der erste Schritt besteht also darin, Deine Emotionen als logische Reaktion auf das traumatische Ereignis anzunehmen. Sie zu ignorieren oder zu verdrängen hilft nicht. Der gesunde Weg der Verarbeitung führt über die Anerkennung der Situation und der dazugehörigen Gefühle. „Ja, ich bin traurig.“ „Ja, ich habe Angst.“ „Ja, ich bin verletzt.“
- Schritt 2: Abstand gewinnen. Wer mitten in einer Krise steckt, kann kaum mit nüchternem Blick aufs eigene Leben schauen. Um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, brauchst Du Abstand. Wortwörtlich. Gehe im Wald spazieren oder, wenn möglich, verreise. Ist die Krise komplex, kann es auch helfen, sie auf einem Blatt Papier zu skizzieren: Wo stehst Du, wo stehen die anderen, wer kann Dir helfen, was steht Dir im Weg usw. Apropos Hilfe: Sprich mit vertrauen Menschen. Deine Situation durch die Augen anderer zu betrachten, ist auch eine Möglichkeit Abstand zu gewinnen.
- Schritt 3: Stimmung heben. Eine Krise und die dazugehörigen Gefühle anzunehmen heißt nicht, sich zu ergeben. Unternehme also aktiv und bewusst Dinge, die Dir guttun. Gönne Dir einen Besuch in der Sauna oder eine Massage. Probiere autogenes Training oder Yoga aus. Mache einen Waldspaziergang. Treibe Sport. Steige auf einen Berg. Triff Dich mit Freunden, gehe mit Ihnen essen. Höre gute Musik. Schlafe aus. Mache alles, was Dich beruhigt und entspannt.
- Schritt 4: Ressourcen sehen. Krisen entstehen durch Mängel und Verluste. Sie zwingen Deinen Fokus auf etwas, das fehlt. Aber in jedem Leben – auch in Deinem – gibt eine Fülle von Ressourcen. Familie und Freunde. Beziehungen und Bekanntschaften. Fertigkeiten und Kompetenzen. Erfahrungen und Erarbeitetes. Wünsche und Fantasien. Möglichkeiten und Angebote. Wenn Du die emotionale Talsohle hinter Dir gelassen hast, solltest Du Dich dankbar dem zuwenden, was in Deinem Leben gut läuft. Diese Selbstvergewisserung kannst Du ruhig systematisch angehen, indem Du alle Deine Ressourcen auf ein Blatt Papier schreibst.
- Schritt 5: Entscheidungen treffen. Erst wenn Du innere Ruhe zurückgewonnen und Dir die Fülle an Möglichkeiten vor Augen geführt hast, ist die Zeit reif für Entscheidungen. Und das Entscheiden geht (in der Regel) viel einfacher als Du denkst. In Schritt 4 hast Du Dir die Möglichkeiten vor Augen geführt. Dein Herz und Dein Kopf sagen Dir schon, für welche der Möglichkeiten Du Dich entscheiden solltest. Wenn Du den Mut hast loszulaufen – gut. Wenn Du Angst davor hast und es trotzdem tust, kommt der Mut von alleine – auch gut. Und wenn die Angst noch zu groß ist und Du noch Zeit brauchst – ebenfalls gut.
Zuletzt noch ein Hinweis: Nicht jeder Mensch braucht bei der Verwandlung einer Krise in eine Chance professionelle Hilfe. Aber Du solltest Dich auch nicht scheuen, sie in Anspruch zu nehmen. Lass uns gemeinsam herausfinden, ob ich Dir helfen kann. Schreibe mir einfach eine Nachricht und wir vereinbaren ein Beratungsgespräch.
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